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Kontakt:

MUsikTANzTHeater
MUTANTH
Karcherstr. 15
66111 Saarbrücken

Eva Lajko
Tel: (0681)938 35 10
Miguel Bejarano Bolívar
Tel: (0681)938 07 85

MINOTAURUS, eine Geschichte unserer Zeit

Über den Verlust der Identität und die Folgen der Ausgrenzung in der Gesellschaft.

Er kommt aus einem dunklen Land jenseits des Waldes.
Er weiß nicht, wer er ist.
Er weiß nicht, woher er kommt.
Er weiß nicht….

Im Labyrinth des Vergessens wird er seine Schatten finden.
Im Labyrinth der Schatten wird er sein Gedächtnis finden.

Ein Lied wird ihm den Schlüssel geben - seine Ohren haben nicht vergessen.
Ein Tanz wird ihn begleiten - sein Körper hat nicht vergessen.
Ein Pinsel wird sein Leben erzählen - seine Hände haben nicht vergessen.
Nur sein Mund hat vergessen – ein Schrei hat ihn verstummen lassen.

Das Haar eines Mädchens wird zum Faden der Ariadne,
Die hölzerne Maske eines Stieres zum Minotaurus.

Durch grausame Erlebnisse hat er sein Gedächtnis verloren.
Durch grausame Erlebnisse wird er sein Gedächtnis wieder finden.

An Fasching ist er Stier
An Karfreitag Vergewaltiger
An Weihnachten Pastor
An Neujahr die Hoffnung seines Volkes.
Das Puzzle seiner Identität liegt verstreut.
Eine Maske ist sein Freund, das Gesicht hinter der Maske sein Feind.
Die Kirche ein Grab…

Zum Inhalt

Das Stück handelt von einem ungarischen Pastor der reformierten Kirche in Siebenbürgen, der durch seine Predigten zum Sturz des Ceaucescu-Regimes beigetragen hat. Gefangen und gefoltert durch die Securitate verliert er sein Gedächtnis und seine Sprechfähigkeit. Er kann nach Deutschland fliehen, wo er ohne Identität in einer verlassenen Stasi-Zentrale lebt. Erst durch die Begegnung mit einem jungen Mädchen aus seiner Heimat, und die darauffolgenden Ereignisse, erlangt er sein Gedächtnis wieder und damit auch die Erinnerung an die Grausamkeiten, die ihm und seiner Familie widerfahren sind und ihn nach Deutschland verschlagen haben.

Grundlage der Produktion ist die Ballade Dürrenmatts „Minotaurus“. Sie erzählt die Mythologie des Minotaurus aus seiner Sicht. Umgearbeitet in eine moderne Fassung, unter Beibehaltung der ursprünglichen Struktur, ist daraus eine moderne Geschichte über Ausgrenzung und Identität entstanden. Lieder und Tänze aus Ungarn, teuflische Masken, ausdrucksvolle Körpersprache, ein imposantes Bühnenbild, eine fulminante Musikmischung mit Flügel, Saxophon und Schlagzeug versprechen ein dynamisches, explosives Bühnengemisch über eine zärtliche und grausame Geschichte von einem ungewöhnlichen Mann.

Eine Koproduktion mit dem Projekt Johanneskirche Saarbrücken und dem Theater im Viertel Saarbrücken.


Mitwirkende:
Ein MUsikTANzTHeater von und mit Miguel Bejarano Bolívar und Eva Maria Lajko

Musik & Komposition:
Hartmut Oßwald, Daniel Prätzlich und Eva Maria Lajko

Masken:
Miguel Bejarano Bolívar

Kostüme:
Eva Maria Lajko und Miguel Bejarano Bolívar

Bühnenbild:
Thomas Langhammer

Grafik:
Hanne Langhammer

Licht:
Krishan

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Saarbrücken, Arbeit und Kultur Saarland GmbH, Verein „Bürger fördern Stadtkultur“, Saartoto, Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft und des Q-Pong-Heftes von Netzwerk.


HINTERGRÜNDE

Minotaurus, eine Geschichte unserer Zeit, begann uns schon im Jahre 2002 zu beschäftigen. Berührt, begeistert und inspiriert durch die poetische und bilderreiche Ballade von Dürrenmatt´s Minotaurus, die er aus der Sicht des Minotaurus geschrieben hat, begannen wir uns zu fragen, was kann uns dieser Mythos heute erzählen, worin liegt die Gültigkeit dieses Mythos für uns heute?
So begannen wir auf der Grundlage des Minotaurus eine europäische Geschichte von heute zu kreieren. Wir brauchten eine Figur unserer Zeit, die diese Problematik des Minotaurus in sich trägt - ausgegrenzt und auf der Suche nach seiner Identität.

Ein Mythos führt zu den Wurzeln der Menschen zurück. Unsere Recherchen führten uns zu den Wurzeln der in Rumänien lebenden Ungarn zurück. Ein Volk, das trotz aller Folter und Unterdrückung unter dem Ceauçescu-Regime seine kulturelle Identität bewahrt hat.
Die Unterdrückung beschränkte sich jedoch nicht nur auf die ungarische, sondern schloss auch die kirchliche Minderheit, im besonderen die der unierten, ungarischen Kirche Siebenbürgen´s ein.
So entstand in unserer Geschichte ein Pastor der unierten, ungarischen Kirche, der aufgrund seiner Predigten mit dem Ceauçescu-Regime in Konflikt steht.
Als wir nach weiteren Recherchen tatsächlich auf einen Pastor mit Namen Tokés László stießen, der aufgrund seiner Predigten zum Sturz des Ceauçescu -Regimes beitrug, war unsere Figur geboren.
Inspiriert durch diesen Pastor entstand eine Figur, die drei deutliche Ebenen verkörpert:
Die historisch-politische Ebene eines gegen Unterdrückung predigenden Pastors, eine kulturell-anthropologische Ebene eines Menschen, der seine kulturelle Tradition pflegt und die psychische Ebene eines Menschen, der durch grausame Ereignisse seine Sprechfähigkeit und durch Folter sein Gedächtnis verliert.


ANTHROPOLOGISCHER HINTERGRUND

Im Südwesten Ungarns, in Mohács, verstecken die vermummten “Busó”-Gestalten (sprich Buscho) ihr Gesicht hinter furchteinflößenden, mit grellen Farben bemalten, aus Weidenholz geschnitzten Stiermasken und ziehen mit Ratschen und Glocken einen “Heidenlärm” machend durch die Stadt. So tragen sie den Winter zu Grabe und begrüßen den nahenden Frühling zur Fastnachtszeit. Zu den Masken tragen sie helle Pelzmäntel.
Unsere Figur László stammt ursprünglich aus dieser Gegend von Mohács und trägt daher eine Busó-Maske bei sich, die einen Schlüssel auf seiner Identitätssuche sein wird.
Csárdás und Verbunk sind die traditionellen Tänze in Ungarn. Der Csárdás wird zu Paaren getanzt, während der Verbunk von den Männern getanzt wird, worin sie mit ihrem Können um die Frauen werben.
Ungarische Volkslieder sind in Ungarn weit verbreitet. Viele wurden von Béla Bártok für Klavier arrangiert und niedergeschrieben.
In unserer Geschichte sind die Volkslieder und die Tänze ein weiterer Schlüssel auf Lászlós Identitätssuche. Durch einen Granatsplitter im linken Schläfenlappen wird jedesmal eine musikalische Epilepsie in seinem Gehirn ausgelöst, wenn er den Kopf auf die linke Seite legt, wobei er in diesem Moment Lieder aus seiner Heimat hört und sein Körper sich an die Volkstänze erinnert.



ÜBER DIE MITWIRKENDEN

Der Kolumbianer Miguel Bejarano Bolívar ist Schauspieler, Dramaturg und Regisseur. Seit 1979 spielt er in verschiedenen Theatergruppen in Südamerika und Europa. 1993 – 2000 arbeitete er mit der Theatergruppe Papaya Partía in interkulturellen Projekten und Produktionen in Deutschland.

Eva Maria Lajko stammt aus Ungarn. Sie genoß ihre Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien und ist seit 2000 als Musikerin sowie freischaffende Tänzerin, Pädagogin und Choreographin in Saarbrücken und Wien tätig.

Daniel Prätzlich, Schlagwerk, Saarbrücken, ist ein stiloffener, experimenteller Musiker, dem Improvisations- und Interaktionsreichtum von Musik viel bedeuten und dessen aktuelle Projekte und Bands weitestgehend im Jazz anzusiedeln sind.

Hartmut Oßwald, Saxophone , Bassklarinette. Durch die frühe und langjährige Zusammenarbeit mit dem Percussionisten und Lyriker Amady Kone (“Global Vision”), liegen die musikalischen Wurzeln eher im Bereich Afro-orientalischer Musik. Heute vielseitige Tätigkeit in den Bereichen Jazz, Rock, Free.

Thomas Langhammer ist bildender Künstler. Durch sein besonderes Interesse am Raum begann er schon Anfang der 90er Jahre als Bühnenbildner für verschiedene freie Theatergruppen zu arbeiten.

 

TECHNISCHE BEDINGUNGEN:

- Bühne mindestens 8x8 m
- Licht: Mindestens 12-Kanalmischpult und 24 Scheinwerfer
- Ton: Piano, Flügel oder Klavinova, 3 Mikrophone und Tonanlage

- Vorbereitungszeit 8 Stunden
- Vorstellungsdauer 90 Minuten
- Preis nach Vereinbarung

Einige der Fotos (c) fotowelt.org, Ina Kramer und Markus Tetzlaff, mehr Bilder von Mutanth gibts hier.